DataMatrix-Code, gedruckt auf Kanisterdeckel
Rückverfolgbarer Ernteschutz mithilfe Hermes+
Etwa 20 Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums von Dublin entfernt liegt der Industriepark Damastown. Hier befindet sich der Firmensitz von Barclay Chemicals, einem europaweit führenden Hersteller von Ernteschutzmitteln. Das Werk bietet vor Ort über 1.300 m² Fläche für Lager und Verpackung. Flüssige Fungizide und Herbizide gelten als Gefahrgut, daher müssen die auf den Kanistern und deren Verpackungen angezeigten Informationen strikt den gesetzlichen Vorschriften entsprechen.
Insgesamt vier Auszeichnungssysteme - Tintenstrahldrucker, Etikettiergeräte und Applikatoren mit integriertem Thermodrucker - an jeder Förderlinie ermöglichen die vollständige Rückverfolgbarkeit jedes Produkts bis zum ursprünglichen Rohmaterial. Hermes+ Systeme drucken codierte Etiketten und bringen diese automatisch auf die Kanisterdeckel und Kartonboxen an. Die Hermes+ werden von AIS Ltd, irischer Vertriebs- und Servicepartner von cab, in die Anlagen integriert.
Hermes+ Systeme bestehen aus einer Druckeinheit und einem Modul zum Übertragen von Etiketten auf Produkte. Verändern sich die Anforderungen, etwa das zu kennzeichnende Produkt oder die Etikettengröße, lassen sich die Hermes+ anpassen. Im Fall Barclay wählten cab and AIS den Applikator 4014, um die Druckeinheit für die automatisierte Etikettierung zu erweitern. Gedruckte Etiketten werden von einem Hubzylinder über einen Kanisterdeckel oder an die Seite einer Kartonbox bewegt und mit einem Stempel auf das Produkt angedrückt oder angeblasen.
Einblicke der Beteiligten
Welche Anforderungen hatte Barclay zuletzt an die Etikettierung? Anstatt eines klassischen Interviews überließen wir es der Barclay IT-Managerin Martine Denihan, dem Barclay Fertigungsleiter Pat Groves und AIS Geschäftsführer Noel McKearney, Gedanken untereinander auszutauschen.
Denihan: Der Agrarchemiesektor stellt besondere Anforderungen an die Kennzeichnung. Die Informationen auf den Etiketten unserer Produkte sind für den Verbraucher maßgeblich: Herstellungsdaten, Abfüllorte, Packgrößen, bis hin zu den im Produkt enthaltenen Rohmaterialien. Der Scan des Deckeletiketts eines Barclay Produkts öffnet dem Farmer einen Datenbestand mit Schlüsselinformationen.
McKearney: Im letzten Jahr habt Ihr AIS gerufen, um Eure Etikettierlösung zu überdenken. Frankreich hatte das ins Rollen gebracht.
Denihan: Aus einer Gruppe von Lieferanten und Kunden aus der Agrarindustrie bildete sich die Verbandsgruppe Agri EDI. Ihr Zweck ist es, die Systeme zu verwalten und die Spezifikationen um den neuen Standard SC Trace zu definieren. Dieser Standard soll vollständige Rückverfolgbarkeit entlang der Wertschöpfungskette gewährleisten. Es wurde ein 2D DataMatrix-Code für alle für Frankreich bestimmten Produkte und später auch für andere europäische Länder benötigt. Der Code beinhaltetet die GTIN, die Losnummer und das Herstellungsdatum. Für Barclay ergab sich daraus eine Friss-oder-stirb-Situation. Hätten wir uns nicht darauf eingestellt, hätten wir unsere französischen Kunden verloren.
- Bereit gemacht für den Transport
Scannen stellt sicher, dass zuvor das richtige Etikett auf das Produkt appliziert wurde - hier eine Kartonbox.
McKearney: Zunächst haben Sie es mit Methoden versucht, die bereits im Haus verfügbar waren - zum Beispiel mit einem Tintenstrahldrucker, um damit die Daten direkt auf die Seite des Kanisters zu drucken.
Denihan: Aber Tinte funktionierte nicht auf dem Kunststoff der Kanister, es kam zu Verwischungen. Entsprechend der AIM DPM-Richtlinie müssen die gedruckten 2D-Codes der Qualitätsstufe A entsprechen und sind schwarz auf weiß auf ein Etikett zu drucken. Die Schwierigkeit bestand darin, dass für den Druck der 2D-Codes kein Platz auf den bestehenden umfassenden Produktetiketten zur Verfügung stand. Zu diesem Zeitpunkt haben wir AIS ins Boot geholt. Deren Vorschlag es war, das Etikett auf den Deckel jedes Kanisters zu drucken. Für uns ist das eine fabelhafte Lösung. Wir können jedes Etikett an der gleichen Stelle auf jedes Produkt in der Linie drucken und brauchen dabei das Produktetikett nicht zu berücksichtigen.
McKearney: Bei der Hardware für die Etikettierung hatten wir die Herausforderung, ein System übergreifend für die 5-Liter-Linien, die 5-Liter-PET-Linien und die 20-Liter-Linien zu finden. Mehrere Gründe sprachen für ein cab System. Zunächst einmal pflegen wir eine sehr gute Geschäftsbeziehung. cab weiß um die Vorteile der Zusammenarbeit mit Partnern und arbeitet mit ihnen Hand in Hand. Sie liefern nicht nur Geräte, sondern entwickeln gemeinsam mit uns die Lösung und liefern den notwendigen Input. Technisch gesehen, war die geringe Stellfläche des Hermes+ ein schlagendes Argument. Er benötigt nicht mehr Platz als viele Etikettendrucker und ist gegenüber den Druck- und Etikettiersystemen anderer Hersteller vergleichsweise klein. Dann die Flexibilität: Beim Hermes+ lassen sich die Applikatoren vom Druckmodul abkoppeln, um einfach die Anwendung zu wechseln. Das ist so am Markt einmalig. Pat, aus technischer Sicht, was meinst Du zu den cab Maschinen?
- Keine Berührung der Produktoberfläche
Luftdruck bläst die Etiketten auf vertiefte Kanisterdeckel an.
Groves: Produktionstechnisch gesehen sind wir zufrieden. In unseren Anlagen benötigen wir Maschinen, die keinen Flaschenhals verursachen. Die Hermes sind smart genug, um sie überall dorthin einfügen zu können, wo wir sie benötigen. Made in Germany heißt für uns zuverlässig. Ich sehe bei der Hardware kein Konfliktpotenzial, sie ist sehr robust und arbeitet zuverlässig. Sie macht genau das, was Barclay will und noch mehr.
McKearney: Vormals waren Daten händisch in jedes Druck- oder Etikettiersystem eingegeben worden. Dieses Vorgehen resultierte in Fehlern, menschlichen Fehlern. Also schlugen wir vor, eine Softwarelösung zu implementieren und diese direkt an das ERP-System anzubinden.
Groves: Das ist ein großer Bonus. Es war eine Herausforderung, die Software dazu zu bringen, mit allen Druckern zu kommunizieren. Seitdem wir aber unser Ziel erreicht haben, spart uns die Lösung bei jedem Arbeitsauftrag Minuten ein.
Denihan: Am Anfang des Projekts stand das Ziel, neben des Anbringens eines Etiketts auf das Produkt Mehrwert zu generieren. Ein weiteres Etikettiergerät in der Linie reduziert die Arbeit jedes Bedieners. AIS lieferte eine Softwarelösung, die Daten aus unserem ERP-System integriert, indem sie den Arbeitsauftrag in alle unsere Druckmaschinen in jeder Linie scannt. Das erspart dem Bediener manchen Kopfschmerz.
McKearney: Hört sich gut an. Zurückblickend haben wir dieses Projekt Ende 2017 versuchsweise mit einem Hermes+ gestartet. Der Test dauerte drei Monate und war sehr erfolgreich. Seitdem wurden weitere fünf Maschinen in die Produktionsanlagen integriert. Erschließen sich infolge der Kennzeichnungslösung neue Märkte für Barclay?
Denihan: Im Prinzip haben wir das für den französischen Markt gemacht. Aber auch aus anderen Ländern kommen Anfragen nach dem 2D-Matrixcode. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die EU daraus in der Zukunft eine gesetzliche Vorschrift macht.
Das Familienunternehmen mit Sitz in Dublin
widmet sich seit über 30 Jahren der Registrierung,
Herstellung und dem Vertrieb von Ernteschutzmitteln.
www.barclay.ie
AIS Ltd „Automatic Identification Systems“ liefert, installiert und wartet Etikettendrucker, Etikettiergeräte, Barcodescanner und -prüfgeräte sowie RFID-Systeme für die irische Industrie.
www.aisltd.ie
Video zu dieser Anwendung
Anwenderbericht Barclay: DataMatrix-Code, gedruckt auf Kanisterdeckel mit Hermes+
Eingesetzte Produkte
Druck- und Etikettiersystem Hermes+
Januar 2019