Etikettendruck planen

Die cab Redaktion im Gespräch mit Marc Thelen (Abteilung Entwicklung) und Heiko Weber (Verbrauchsmaterialien)

Innerhalb einer Wertkette gibt jede Aktivität Bedingungen vor. Beim Druck von Etiketten bleibt das Schlüsselanliegen im Grundsatz dasselbe: Die gedruckten Informationen müssen vollständig, korrekt und eindeutig lesbar sein. Welcher Drucker ist der richtige?

Thelen: Pauschal lässt sich das nicht sagen. Ob Thermo, Inkjet oder Laser, im Prinzip kann jeder Drucker Etiketten drucken. Die optimale Wahl ergibt sich maßgeblich aus der Evaluation des Anwendungsbereichs. Unter anderem sind der Ort des Einsatzes, Druckvolumen, Resistenzen und Lebensdauern zu berücksichtigen, die vom Etikett und dessen Beschriftung gefordert werden. Hier genügen die geläufigen Druckverfahren verschieden hohen Ansprüchen an Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit.

cab entwickelt und produziert Thermotransferdrucker. Hierbei erhitzt der Druckkopf punktuell eine spezielle Folie. Deren Farbschicht schmilzt und überträgt sich auf das zu bedruckende Material. Was bevorteilt dieses Verfahren für den Etikettendruck?

Thelen: Der wesentliche Vorteil liegt in der hohen Wirtschaftlichkeit.

Wodurch begründet sich diese?

Thelen: cab Drucker bedrucken Rollenware. Damit ist man flexibel, will man beliebig große Mengen oder Einzeletiketten drucken. Fortlaufendes Nachlegen von Etikettenbögen entfällt, Abfälle werden reduziert. Das thermische Druckverfahren benötigt keine Wartezeiten für das Trocknen von Farbe. Es kann also mit sehr hohen Geschwindigkeiten gedruckt werden. Mit unseren Druckern sind 300 mm/s möglich. Damit lassen sich im Dauerbetrieb pro Tag ohne weiteres mehrere Tausend Etiketten drucken.

Weber: Viele unserer Kunden fordern eine hohe Güte der Beschriftung. Spezifische Codes oder individuelle Chargennummern machen Produkte bis zu deren Herkunft rückverfolgbar. Um mit dem Auge kleine Schriften und mit Scannern auch sehr kleine Codes einwandfrei verifizieren zu können, braucht es Punktdichten bis 600 dpi, einen hohen Kontrast und Eindruck gestochen scharf bis in die Randbereiche. Thermotransferdruck kann das.

Wie steht es um die Haltbarkeit der Beschriftung?

Weber: Beim Thermotransferdruck reicht das Spektrum möglicher Anwendungen von der Beschriftung mit variablen Daten über Barcodeetiketten zu Typenschildern, Sicherheits-, Warn-, Adress- oder Versandetiketten. Insbesondere in den Automobil-, chemischen und Pharmaindustrien finden an beschrifteten Gütern Flüssigkeiten, Lösungsmittel oder Chemikalien Verwendung. Im Bereich Elektronik steigen während des Lötens von Bauteilen auf Leiterplatten die Temperaturen auf mehrere Hundert Grad an. Labore konservieren beschriftete Proben bei bis zu minus 196 °C in flüssigem Stickstoff. Vorausgesetzt, man hat das richtige Material im Einsatz, bleibt thermische Beschriftung bei der Verarbeitung einer Ware, deren Prüfung, Kommissionierung, Lagerung und beim Transport lesbar. Unsere Kunden profitieren hier von unserer langjährigen Erfahrung.

Warum nicht Tinte oder Laser?

Thelen: Wie eingangs erwähnt, lässt sich das pauschal nicht sagen. Jede Etikettenanwendung ist individuell. Hat man beispielweise keine pigmentierte Tinte im Einsatz, verwischt bei Berührung oder unter der Einwirkung von Wasser oder Lösungsmitteln unter Umständen die Beschriftung. Laserdruck schmiert nicht. Die starke Hitze, die diese Drucker entwickeln, verträgt sich aber nicht mit dem Klebstoff der Etiketten.

Weber: Übrigens raten wir auch beim Druck im Thermotransferverfahren unbedingt zu ausreichender Etikettenqualität. Tritt beispielsweise dauerhaft Klebstoff an den Rändern von Etiketten aus, kann dies deren Ablösbarkeit vom Trägermaterial beeinträchtigen. Oder Etiketten bleiben im Drucker an Bauteilen kleben und verursachen so Störungen.

cab Geräte sind bekannt für ihre Langlebigkeit. Marc, wie nimmst Du die Entwicklung unserer Geräte persönlich wahr, vom Verstehen der Kundenwünsche bis zum serienreifen Produkt?

Thelen: Ich bin jetzt ein Jahr und zwei Monate bei cab. Das ist noch keine so lange Zeit. Dennoch kann ich sagen, die meisten unserer Kunden wissen, dass wir ihnen nicht nur einen Drucker liefern, sondern Prozesszeiten verkürzen, die Bedienung vereinfachen, das Produkt nahtlos in Informationssysteme einbinden und vor Ort sind, um ihre Anforderungen genau zu verstehen. Hier spielen lange Einsatzzeiten oft eine tragende Rolle. Bei nicht wenigen Kunden leisten cab Drucker seit 20 oder mehr Jahren immer noch unablässig ihren Dienst.

Sind unsere Drucker zukunftssicher ausgelegt?

Thelen: Ich kenne im Etikettendruckbereich keinen Hersteller, der ähnlich schnell und flexibel auf neue Marktanforderungen reagiert. Verändern sich das zu kennzeichnende Produkt oder ein Etikett, lässt sich das Equipment im Handumdrehen anpassen. Mechanisch stellen wir die umfangreichste Peripherie am Markt zur Verfügung. Außerdem werden in vielen cab Gerätetypen dieselben Bauteile verbaut. Das bedeutet für das anwendende Unternehmen minimales Ersatzteilhandling und niedrige Lager- und Servicekosten.

Was macht unsere Elektronik so erfolgreich?

Thelen: Alle unsere aktuellen Drucker basieren auf der gleichen Elektronik und Firmware. Sie verfügen über eine identische Druckersprache und dieselben Schnittstellen. Das heißt, jede Weiterentwicklung des Betriebssystems oder der Treiber ist sofort in jedem Gerät verfügbar. In dieser Form kann das derzeit kein anderer Hersteller anbieten. Das kluge Zusammenspiel dieser Komponenten ermöglicht sehr schnelle Verarbeitungszeiten.

Darf ich Dich bitten, drei Features hervorzuheben?

Thelen: Als Entwicklungsleiter ist mir das Auge zum Detail wichtig. Mir fiel spontan also deutlich mehr ein, das angemessen wäre, hier Erwähnung zu finden. Bei drei Features als Obergrenze ist auf jeden Fall die schlank ausgestaltete Programmiersprache JScript dabei, die cab selbst entwickelt hat. Dann der ABC BASIC Compiler. Er ermöglicht die Programmierung eines Druckers, bevor die Daten an die Druckaufbereitung übermittelt werden. Mit dem Übertragungsprotoll WebDAV lassen sich virtuelle Speicher in cab Geräte über das Netzwerk einbinden. Der Internetspeicher wird als Laufwerk verfügbar und so von überall aus erreichbar.

Spielt bei der Druckplanung die Vernetzbarkeit eine Rolle?

Thelen: Ich gehe davon aus, dass digitale Arbeitsschritte heute in den meisten Unternehmen am Laufen sind. In modernen Produktionen arbeiten Systeme autark, kommunizieren untereinander, mit Leitrechnern oder einer Anlagensteuerung. Insbesondere in Ländern mit einem hohen Lohnniveau sind wertschöpfende Prozesse und optimiertes Ressourcenmanagement entscheidend. Persönlich konnte ich feststellen, dass sich durch Vernetzung Anforderungsprofile in Produktionen oder Lagerumgebungen verändert haben. Diese Veränderungen werden weitergehen, so viel ist sicher.

Sind cab Drucker Netzwerker?

Thelen: Auf jeden Fall! Vernetzbarkeit spielt im Rahmen unserer Entwicklertätigkeiten eine wichtige Rolle. cab Drucker bieten alle erforderlichen Schnittstellen. In Ergänzung hierzu ist für den Datenaustausch via OPC UA ein Server und Client in die Firmware integriert. Der Server ermöglicht die Konfiguration und Überwachung des Druckers. Dynamische Druckdaten lassen sich über eine definierte Programmierschnittstelle aufbereiten. Mit dem Client können zum Beispiel Datenfelder direkt von anderen OPC UA-fähigen Maschinen ausgelesen und auf einem Etikett platziert werden.

Daten gelten als neuer Rohstoff. Inwiefern ist die Sicherheit dieser Daten planbar?

Thelen: Lösungen für diese Aufgabenstellungen sind ebenfalls ein fester Bestandteil unserer Produktentwicklung. cab Drucker bieten alle gängigen Funktionen, um Daten im Netzwerk zu schützen. Benutzerrechte lassen sich zuweisen und durch Passwörter einschränken, USB-Steckplätze und der Zugriff auf externe Speichermedien sperren, WLAN und Bluetooth ein- oder ausschalten. Zugriffe auf Netzwerkdienste wie HTTP, FTP oder VNC sind nur mit Berechtigung möglich. Netzwerkprotokolle lassen sich TLS/SSL-verschlüsseln, die Sicherheitsstandards WPA2 und WPA2 Enterprise werden unterstützt. Firmwareupdates werden vor der Installation auf Integrität geprüft. Für die sichere Verbindung im Netzwerk ist ein hierzu erforderliches Zertifikat werkseitig im Drucker installiert.

Prozesssicherheit dürfte auch bei den Verbrauchsmaterialien ein Verkaufsargument sein.

Weber: Sogar ein wichtiges! Ein strukturiertes Verfahren ist entscheidend, um Erwartungen unserer Kunden bei Prozessen und deren Freigaben darzustellen und erfolgreich zu realisieren. Im Bereich Etiketten arbeiten wir nach IATF 16949. Hier bieten wir strukturierte Bemusterung bis hin zum PPAP-Verfahren an. Das cab Qualitätsmanagement ist nach der internationalen Norm ISO 9001:2015 zertifiziert und an die High Level Structure angepasst.

Warum ist es von Vorteil, in Ergänzung zum Drucker auch die Etiketten von cab zu beziehen?

Weber: Man erhöht damit definitiv die Produktivität. Die Oberflächen unserer Etiketten sind optimiert für hohe Detailwiedergabe im Thermotransferdruck. Die Durchmesser der Rollen und Kerne sind auf cab Drucker abgestimmt, ebenso die Wicklung. Wir halten viele geeignete Etikettenmaterialien auf Lager vor und können sofort liefern.

Wie sieht es mit den Transferfolien aus?

Weber: Zum Schutz des Druckkopfs leiten alle unsere Harzfolien, Wachsfolien und Wachs-Harz-Gemische Wärme ideal ab. Eine spezielle Rückenbeschichtung sorgt dafür, dass Reibung und somit elektrostatische Aufladung vermieden werden. Damit erhöht sich zum Beispiel die Lebensdauer des Druckkopfs.

Lasst uns zum Abschluss unserer Unterredung den Etikettendruck konkret auf die Lebensmittelbranche beziehen. Hier können Daten auf Etiketten darüber entscheiden, ob ein Produkt vom Verbraucher zur Kasse getragen oder wieder ins Regal zurückgelegt wird.

Weber: In der Tat sind Lebensmittel ein komplexes Anwendungsfeld. Bei der Kennzeichnung und Rückverfolgung von Waren und Produkten sind hohe Standards zu erfüllen. Als Informationen können Inhaltsstoffe, Nährwerte oder Allergene, Preise, Füllmengen, Haltbarkeiten oder Herkünfte relevant sein. Alle diese Informationen müssen gut sichtbar, eindeutig lesbar und wasserfest auf Etiketten stehen.

Thelen: Rezepturen oder Füllmengen können sich verändern. Oder es gibt zeitlich oder regional begrenzte Aktionen. Dann müssen diese kurzfristig abgebildet und auf Etiketten umgesetzt werden. Mithilfe unserer Thermotransferdrucker ist es möglich, den Wechsel des Beschriftungsprozesses schnell und wirtschaftlich umzusetzen. Der Betrieb läuft frei von Unterbrechungen oder druckerbedingten Standzeiten weiter.

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September 2020